Poker-Bots – erhöhen Computerprogramme die Gewinnchancen?
Poker macht Spass – vor allem wenn man gewinnt. Doch wie wird man zum Gewinner, und was braucht man, um zu den Besten zu gehören? Das ein gutes Blatt allein nicht reicht, das weiss jeder Spieler. Es geht darum, das richtige Blatt zur richtigen Zeit zu spielen. Timing lautet also das Zauberwort. Bisher bestimmte man den idealen Zeitpunkt für einen Einsatz einerseits durch die Fähigkeit die Gegenspieler einschätzen zu können, andererseits durch die Entwicklung einer eigenen Spielweise und Strategie.
Doch es liegt in der menschlichen Natur, nichts dem Zufall überlassen zu wollen. Daher erstaunt es nicht, dass unzählige Software-Entwickler und Wissenschaftler schon seit Jahren an der Entwicklung von sogenannten Poker-Bots arbeiten: der Erschaffung einer künstlichen Intelligenz, eines Programms, welches die komplexen Aktionen und Reaktionen menschlicher Spieler simuliert, und den Spielablauf aufgrund mathematischer Wahrscheinlichkeits-Berechnungen zu rekonstruieren versucht.
Man kennt das Prinzip von Schachcomputern, gegen die bereits Weltmeister verloren haben. Aber während beim Schach alle Spielfiguren und deren Position offen liegen, also alle möglichen Züge für einen Hochleistungsrechner vorhersehbar sind, gibt es beim Poker praktisch unberechenbare Komponenten: Zum einen sind da die verdeckten Karten der Gegner, und zum anderen, was noch viel schwieriger einzuschätzen ist, der „Bluff-Faktor“. Es gibt keine mathematische Gleichung, mit welcher diese emotional-menschliche und somit irrationale Handlung, respektive der Zeitpunkt eines Bluffs, berechnet werden könnte.
Diesem Problem stellten sich bisher jedoch nicht nur ambitionierte Hobby-Programmierer, sondern auch namhafte Mathematiker und Informatiker. Zum Beispiel haben Mitglieder der Carnegie Mellon University den „GS2 Robot“ entwickelt und die Abteilung „Computer Poker Research Group“ (CPRG) der Universität Alberta erschuf „Polaris“. Den Wissenschaftlern geht es dabei nicht um Betrug, sondern sie möchten das Phänomen der künstlichen Intelligenz sowie deren Potential erforschen.
Mittlerweile gibt es schon Poker-Turniere, deren Teilnehmer sich nur aus Poker-(Ro)Bots zusammensetzen. Am 23./24. Juni 2007 fand ausserdem das erste „Mensch gegen Maschine“ Poker-Turnier während der „Artificial Intelligence“ Konferenz in Vancouver statt. Während der Poker-Bot „Polaris“ am ersten Tag noch knapp in Führung lag, konnten die beiden menschlichen Gegenspieler am zweiten Tag das Turnier für sich entscheiden. Muss man sich nun als Online-Pokerspieler davor fürchten, dass die Gegner Poker-Bots einsetzen, und erhöhen diese Computer tatsächlich die Gewinnchancen?
Das Testturnier in Vancouver hat gezeigt, dass die menschliche Kombinationsgabe immer noch über jener des Computers steht. Dies bedeutet, dass die Poker-Bots welche derzeit im Netz zu finden sind, noch nichts gegen gute Pokerspieler ausrichten können. Ausserdem investieren die Betreiber von Online-Portalen viel Energie in die Verbesserung der Sicherheitssysteme. So werden zum Beispiel laufend die Prozesse am User-Computer überprüft, um so feststellen zu können, ob ein Poker-Bot aktiviert ist. Aber die eigentliche Frage dürfte wohl sein, was zuerst entworfen wird: ein wirklich unfehlbarer Poker-Bot, oder ein Gesetz, welches den Einsatz entsprechender Maschinen konkret für illegal erklärt...